Sächsische Schweiz

Nationalpark Sächsische Schweiz

Von Barock und Bastei

Daniel Schröer
Ein Nationalpark in Deutschland? Klar, es gibt gar 16 davon. Nicht so pompös vermarktet, wie in den USA, auch nicht ansatzweise so stark separiert, dafür aber auch nicht mit universellen Eintrittspreisen versehen. Gut, wer wie ich ein absoluter Fan der USA-Nationalparkvermarktung ist, wird die ein- oder andere Enttäuschung wegstecken müssen, jedoch lohnt es sich auf jeden Fall, auch in unseren Gefilden der Natur ihren Respekt zu erweisen und sich zudem umfassend zu informieren. So auch im wunderschönen und oft vom Rest des Landes zu unrecht belächelten Bundeslandes Sachsen, mit seiner bezaubernden Sächsischen Schweiz.

So ging es nach kurzer heimischer Recherche beim ADAC und im Internet nach Bad Schandau, dem größten Ort der Sächsischen Schweiz, der zudem das Informationszentrum des entsprechenden Nationalparks beherbergt und sich durch seine zentrale Lage hervorragend als Ausgangspunkt zur Erkundung diverser Sehenswürdigkeiten anbietet. Dementsprechend haben auch wir direkt eine Ferienwohnung im Ort gebucht und am Esstisch einen interessanten Blick auf eine inzwischen verlassene Bundeswehrkaserne genießen können.

Willkommen im Nationalpark

Ganz anders bei den Gastronomen, besonders jenen in Seenähe. Da sei speziell die AndresBar genannt, mit einem besonders cleveren Konzept ausgestattet. Eine variable Speisekarte hochklassiger Zutaten, dazu die Option, sprich sämtliche Gerichte entweder mitzunehmen oder direkt auf den Bänken am See zu verspeisen. Dazu werden nicht nur die Teller gereicht, sondern gleich noch Decken und Beistelltische organisiert. 

Ein extravaganter, erstklassiger Service, der für konstant gute Umsätze sorgt. Auch, weil man für Daheim alle Gerichte auf hochwertigem Geschirr mitbekommt, welches am Folgetag zurückzubringen ist - und oft für die nächste Bestellung sorgt. Clever.

Aus der Not eine Tugend machen, das scheint am Tegernsee das Motto. Bei der fünfstündigen Wanderung um den See vergingen kaum einmal zwanzig Minuten am Stück, bis wieder ein Restaurant, kleiner Kiosk oder mobiler Stand entsprechende Stärkungen parat hatte. Ob in Bad Wiessee, Gmund, Tegernsee-Ort oder eben Rottach-Egern: Vom Radler über Wasser bis zum Aperol war alles stets verfügbar. Immer begleitet vom unfassbar schönen Alpenpanorama und schönster Frühlingsatmosphäre.

Martin Luther und die Kirnitzschtalbahn

Mit allem ausgestattet hieß es noch, den ortsansässigen Supermarkt zu plündern und dann von der Ferienwohnung aus einen ersten kleinen Spaziergang an der Elbe, mit Blick auf die Bahnstrecke, schöne Felsen und weite Natur, zu unternehmen. Ein vielversprechender Start, der am Folgetag entsprechend schön fortgesetzt wurde.


Es ging durch den Bad Schönauer Park, vorbei an der Büste von Martin Luther, zur Kirnitzschtalbahn, einer historischen, seit 1898 verkehrenden Straßenbahn, mittels dieser wir zum vielfach angepriesenen Lichtenhainer Wasserfall fuhren. 


Die Tickets gab es beim Schaffner; will man nicht nur one way, lohnt sich das Tagesbillet allemal. Die Bahnen sind hübsch gestaltet und innen traditionell gehalten, auch wenn die alten Holzsitze glücklicherweise durch eine gepolsterte Version ersetzt wurden. Nach dem obligatorischen Klingeln der Warnglocke nahm die Bahn an jeder Haltestelle in behutsamem Trab ihre Fahrt auf und zuckelte gemächlich durch das Kirnitzschtal in Richtung der Pensionen, Wasserfälle und Wanderwege. Unser Ziel, der Lichtenhainer Wasserfall, bildete den Abschluss der Bahnfahrt, weshalb wir zunächst einen Einblick in die Gesamtstrecke erhaschen konnten, um dann den wirklich schönen Wasserfall bewundern zu dürfen. 

Die Bastei und das Umland

Kleine Gaststätten am Wegesrand haben nette Biergärten eingerichtet, laden so zum Verweilen ein und bieten einige Souvenirs feil. Nach ausgiebigen Fotosessions entschieden wir, den Rückweg zunächst zu Fuß anzugehen. Am leider abgesperrten Beuthenfall, mit verfallenen Ruinen drum herum, bietet es sich an, den Bach zu queren und auf der der Straße gegenüberliegenden Seite weiter zu spazieren. Dort ist man inmitten der Natur, während an der Straße beständiger Verkehr herrscht und es sehr eng zugeht. 


Wer mehr Zeit hat, kann die ganzen acht Kilometer entlang des Flüsschen Kirnitzsch durch die bizarre Felsenwelt des Elbsandsteingebirges spazieren und darüber hinaus die Wanderwege an den jeweiligen Haltestellen als Einstieg zu herrlichen Aussichten wie den Winterbergen, den Schrammsteinen, den Affensteinen oder dem Kuhstall nutzen. Wir haben uns das für den nächsten Trip in die Sächsische Schweiz vorgenommen, da unser Zeitplan diesmal etwas enger war. So rasteten wir an der Brücke Nasser Grund, ließen uns von der Sonne wärmen und entschieden dann, die Bahn zurück nach Bad Schandau zu nehmen. Schließlich wollte selbst an diesem Tag noch mehr erkundet werden. Die Bastei wartete…


…und war das Highlight des Tages, ganz klar. Vom Shuttleparkplatz wanderten wir die 3,5 Kilometer aufwärts, zum Plateau der alten Felsenburg Neurathen und wurden schon früh von den Zinnen des Gebirges begrüßt, welche durch den Wald durchschimmerten. Erwartungsgemäß war einiges los, dennoch fand sich auf jedem Plateau ein Plätzchen, um die spektakuläre Aussicht zu genießen und die Szenerie im Bild festzuhalten. Die meisten Besucher tummelten sich auf den gradlinigen Hauptwegen, so dass man auf den etwas abseitigen Pfaden erstaunlich viel Freiraum hatte, um alle Blicke in sich aufzunehmen. Nach Überquerung der sehenswerten Basteibrücke, welche wohl als berühmtestes Fotomotiv der Sächsischen Schweiz vielen ein Begriff sein dürfte, konnte man für schmale zwei Euro Eintritt den abgesperrten Bereich der ehemaligen Felsenburg betreten. und 


Urplötzlich befand man sich in absoluter Ruhe, mit herausragender Rundumsicht auf alle Sehenswürdigkeiten der Schlucht und konnte die allgegenwärtigen (und echt mutigen) Kletterer an den verschiedenen Zinnen beobachten. Diesen Abstecher können wir jedem Bastei-Besucher nur ans Herz legen, gerade aus den Erfahrungen in den USA ist festzuhalten, dass man so einen zusätzlichen Einblick dort höchstens für ein Vielfaches des sächsischen Preises bekommen würde. Ganz allgemein stellte sich ein ähnliches Gefühl wie am Grand Canyon ein - der ist zwar noch beeindruckender, doch gewisse Ähnlichkeiten hinsichtlich Weite und grandioser Naturschönheit sind nicht von der Hand zu weisen. Derart beseelt belohnten wir uns mit einem rustikalen Nachmittagsmahl im Hotelrestaurant und genossen bei einer Weißweinschorle die Reflexion des Erlebten, während wir schon langsam in die Planung der nächsten Abenteuer einstiegen.

Eine königliche Region

Das hieß zunächst, frischen geräucherten Fisch aus eigener Herstellung zu besorgen. Lachs und Heilbutt, ein Gaumenschmaus und in der Region überall zu bekommen. Im Anschluss ging es zu einem weiteren echten Highlight, der Festung Königstein. Wer sagt, die Festung sei groß, untertreibt dabei sogar noch. Beim steilen Anstieg kommt nach gut der Hälfte die ehrfurchtsgebietende Festungsmauer mit ihren Stacheln zur Abwehr der Angreifer in Sicht und lässt erahnen, dass dies eben nicht nur eine Standardburg wie so viele andere ist. Hervorragend erhalten empfängt sie uns mit goldener Krone über dem schmiedeeisernen Tor und jeder beschwerliche Schritt hinauf in den Festungshof lässt uns staunen. Über Baukunst, Lebensweise und Intelligenz jener Zeit. 


Von der umlaufenden Festungsmauer mit ihren vielen Zinnen und Türmen bieten sich atemberaubende Blicke in alle Richtungen der sächsischen und böhmischen Schweiz, man erkennt die Elbe, den Lilienstein, Königstein selbst und in der Ferne viele weitere Highlights des Elbsandsteingebirges. Wohlan, besucht diese Festung, sie stellt wahrlich ein Highlight der Region dar.


Nach zwei kurzweiligen Stunden steuerten wir die nächste Etappe an, den malerisch an das Elbufer gepinselten Luftkurort Rathen, mitsamt herausragendem Felspanorama, Wanderwegen zu Bastei und Schwedenlöchern, sowie dem idyllischen Amselsee. Ein Ort zum Runterkommen, hier wird Ruhe groß geschrieben und Müßiggang gepflegt. Wir genossen die Stille und ließen uns von der Fähre begeistern, die per Seilzug von einem zum anderen Ufer gezogen wird.


Die Sächsische Schweiz ist wahrhaft herausragend und bietet jedermann unvergessliche Erlebnisse, egal ob Wanderern, Kletterern, Familien, Ruhesuchenden, ob alt oder jung. Echt erstaunlich. Fahrt hin! 

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