Glücklicherweise hat Einstein zwar recht und die Zeit dehnt sich aus, je mehr man etwas ersehnt, dennoch kommt man auf solch einer Zugfahrt irgendwann am Zielbahnhof an. So war es auch diesmal und der erste Blick ins weite Rund von Aguas Calientes ließ den Ärger vergessen. Welcome to Machu Picchu Village hieß es, was allein schon für Hochgefühle sorgte.
Endlich, das Highlight greifbar nah und nur noch eine Übernachtung, sowie den Erwerb eines Bustickets entfernt. Den durch die Fußverletzung war es schon schwer genug, die enorm steile Dorfstraße zum Hostel zu erklimmen. An die zweistündige Wanderung hoch zum Eingang des Weltwunders war daher nicht zu denken. Beständige „Massage“-Rufe an jeder Ecke motivierten, die nicht enden wollende Straße zu erklimmen, und nach einer Menge nicht zitierbarer Flüche erreichten wir endlich unsere Unterkunft, am buchstäblich letzten Haus des Berges. Irre.
Das alternative El Mistico Machupicchu ist im besten Fall als rustikal zu bezeichnen, mit viel Holz eingerichtet und von sehr gechillten Menschen geführt. Unser Balkon hatte eine schöne Aussicht auf den Fluss und die Berge, auch wenn die Bauruinen gegenüber den Anblick etwas trübten. Neben der Rezeption lümmelte der peruanische Nackthund des Hauses, Capa, lässig auf einer Bank und ließ sich ohne größere Regung von uns streicheln. Ein seltsames Gefühl, als würde man über zähes Leder fassen.
Diese Rasse ist definitiv nicht als Kuschelhund auf die Welt gekommen und so ließ er sich im weiteren Verlauf auch nicht mehr blicken, sondern stromerte mit den anderen Hunden in den Gassen des Dorfes herum. Wir taten es ihm gleich und spazierten in aller Ruhe an den verschiedenen Souvenirläden vorbei und querten die Brücke zum Markt, der sich dicht gedrängt vom Flussufer bis zum Bahnhof zieht und alles nur erdenkliche von Handarbeit bis Kitsch im Angebot hat.
Da wir für den kommenden Tag nur noch ein Ticket für die spätmöglichste Rückfahrt ergattert hatten, handelten wir nur spaßeshalber mit dem ein oder anderen Verkäufer, um uns schon mal das Rüstzeug für die tatsächlichen Kaufabsichten anzueignen und einen Überblick der feilgebotenen Waren zu verschaffen.
Vieles, das auf den ersten Blick schön aussah, entpuppte sich als Massenware aus industrieller Produktion, was für Magnete nicht dramatisch ist, aber Alpaka-Kleidung etwas abwertet. Doch wir bekamen auch einen Eindruck davon, welche Waren tatsächlich handgemacht zu sein schienen und so wussten wir, wo wir uns nach der Machu Picchu Besichtigung nochmals aufhalten würden.
Mit schlechtem und sehr teurem Essen schlossen wir den Abend, spielten im Restaurant etwas Jenga und ärgerten uns im Anschluss über die Servicegebühr auf der Rechnung, obwohl es im Prinzip nicht den Hauch einer Serviceleistung gegeben hatte. So wurde man kurz vor dem Schlafengehen nochmals schmerzhaft daran erinnert, dass der Besuch eines Weltwunders heutzutage eben zu einem großen Teil touristisches Massengeschäft mit den entsprechenden Preissteigerungen bei gleichzeitiger Qualitätsreduktion als Begleiterscheinung ist. Schade.
Aber die Vorfreude auf den Ausflug kehrte rasch zurück und in gespannter Erwartung wechselten wir nach dem Aufstieg zum Hostel zurück ins Traumland. Am nächsten Tag sollte es hinauf zum Inka-Hotspot gehen - endlich.