So düsten wir von Haltepunkt zu Haltepunkt und konnten uns nur noch zu einer kleinen Rundwanderung am Barker Dam überwinden, die zu einem Wasserreservoir führt, welches für Wildtiere genutzt wird. Dabei kommt man an einigen interessanten Felsformationen vorbei und hat Chancen, das ein- oder andere Nagetier zu Gesicht zu bekommen, Wasser gab es allerdings zumindest bei unserer Wanderung nicht zu sehen. Leider befeuerte dieser Spaziergang unseren Eindruck, dass es in dieser Wüstenlandschaft zwar ganz nett war und sich ein solcher Joshua Tree gut im eigenen Garten machen würde, sich das Abenteuer ansonsten aber in Grenzen hält. Diesen Nationalpark würde ich eher jenen Wanderlustigen empfehlen, die auf stets ähnlich aussehenden Pfaden durch das Wandern selbst zu sich finden möchten.
Wir verließen den Park auf der anderen Seite und erlebten unser Highlight, welch eine Ironie, erst außerhalb selbigem, als uns so langsam das Benzin auszugehen drohte und wir mitten im nirgendwo der Route 66 auf eine Tankstelle, Roy‘s Gasoline, trafen, die nirgendwo sonst besser platziert gewesen wäre. Eine Bilderbuchszenerie, welche jedem Roadmovie entsprungen sein könnte. In rot und weiß witterte sie vermutlich schon seit Jahrzehnten vor sich hin und konnte mit altertümlichen Zapfsäulen ebenso punkten, wie mit dem jungen Verkäufer, der in einem so harten Akzent sprach, dass man sich tief in der Prärie wähnte.
Neben der Tankstelle lagen ein paar weiße Holzhütten, welche das Bild als Roy’s Vacancy Motel & Cafe endgültig abrundeten. Ein lebendig gewordenes Motiv aus unzähligen Bildbänden über Roadtrips in den Vereinigten Staaten.
Um den Überraschungseffekt noch zu steigern, trafen wir genau dort erneut auf einige Deutsche, aber diesmal nicht aus der oben beschriebenen nervigen Kategorie, sondern zu unserem Erstaunen ein junges Pärchen aus exakt dem selben kleinen Heimatort im Osten Deutschlands, aus dem auch meine Partnerin stammt. So abgedroschen der Spruch ist, stimmt er doch immer mal wieder: Wie klein doch die Welt ist. Dem Anlass entsprechend ließ ich die drei Locals eine kleine Party auf den Ziffern der berühmtesten Straße der Welt feiern und viele gemeinsame Erinnerungen an die Heimat austauschen.
Im Zuge unserer Weiterfahrt und auch noch bei unserer Ankunft am abendlichen Zielpunkt, Kingman Arizona, war diese Begegnung Gesprächsinhalt Nummer eins und fügte dem ganzen zäh dahingeflossenen Tag eine positive Erinnerung bei. Manchmal sind es die unerwartet am Wegesrand liegenden Erlebnisse, die über gute und schlechte Tag entscheiden. Erstaunlich.
Wir spazierten zum Abschluss des Tages noch ein wenig durch Kingman, einer im alten Westernstil hängengebliebenen Stadt mit Saloons, Bars, kleinen Souvenir- und Antiquitätenshops am Wegesrand, Tankstellen, einem großen Supermarkt und aufgrund der Nähe zum Grand Canyon natürlich unzähliger Übernachtungsmöglichkeiten. Wir checkten in einem günstigen Motel ein, ließen den Tag Revue passieren, planten den folgenden und genossen es, die Beine auf dem großen Bett auszubreiten und vom TV berieselt zu werden. Süße Zivilisation…